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✱ Dreißger ✱ Wintergruß ✱ Holzofen ✱ Hackfleisch ✱ Wwoof und Bienen ✱ Winterfutter ✱ da draußen und da drinnen ✱ Fügung und Vertrauen ✱ Kräuterspirale ✱ |
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Anke und Anke (beide mit unbekanntem Plural) haben mit uns in ein neues Jahr hinein unseren dreißigsten Hochzeitstag gefeiert. Gut! Grad ist nicht viel los. Die Raunächte von Weihnachten bis Dreikönig haben wir ganz ruhig verbracht. Das machen wir jedes Jahr. Heute hab ich Schreibkram gemacht und Bettina ist wieder in der Schule. Die rostigen Räder beginnen also langsam wieder zu drehen. Das Brotbacken ist bisher nicht ganz so einfach gewesen bei uns. Im Sommer stopft Bettina, wenn die Pizza fertig ist, den Lehmbackofen immer voll mit Brotteig. Das ist echt gut, aber im Winter da rausgehen, das hat uns bisher eher nicht so gelockt. Unser lieber Freund Thomas hat gemeint, es gibt Holzöfen, mit denen man Brot backen kann. Eigentlich ja klar. Mit seinem Sohn zusammen hat er schwupp! das wuchtige Ding in den Bauwagen getragen als wär es ein Spielzeug. Ohne Worte. Bettina hat in unserem neuen Holzofen eine absolut geniale Pizza gemacht. Eigentlich braucht es Fleisch nicht, um solch eine Création Superbe zu toppen. Trotzdem hab ich unseren großen Bock geschlachtet und gut fünfzehn Kilo Hackfleisch gemacht. Dann gibt's irgendwann eine Hackfleisch-Pizza! Irgendwie sind wir ein ziemlich beliebtes Ziel von Wwoofern. Wir könnten unser Stückle mit Anfragen bald pflastern. Aber machen wir nicht. Wiese und Beete sind besser. Auch für die Bienen. Tristan, ein Wwoofer aus Frankreich, der jetzt fast zwei Wochen bei uns war, hat sich unter anderem um die Bienen gekümmert. Die brauchen grad zusätzlich Futter und vor allem einen neuen Platz. Am alten haben sie immer Gäste gestochen, weil der Weg arg nah an den Bienen vorbeiging. Deshalb hat Tristan bei der Hühnerscheune einen Platz für die Bienenkästen vorbereitet. Mir gefällt das richtig gut. Im Sommer war der Kohl unter diesen weißen, engmaschigen Insektenschutznetzen. Die Netze sind jetzt immer noch dran, aber jetzt haben sie ihren Beruf gewechselt. Jetzt sind sie Hühnerschutznetze. So ganz hat das mit dem Schutz vor dem Kohlweißling nicht geklappt. Die weißen Punkte auf dem Rosenkohl sind die Übeltäter. Aber es hält sich in Grenzen, find ich. Für mich gibt's im Winter kaum was Besseres aufm Tisch als Rosenkohl oder Lauch – und Lammfleisch. Leider gibt's dieses Jahr keine eigenen Kartoffeln dazu, weil die unsrigen in dem nassen Sommer von der Krautfäule dahingerafft worden sind.
Der Winter ist schon eine komische Zeit bei uns. Das Leben zieht sich zurück. Ich töte einen Teil unserer Tiere, die Pfanzen sind in der Erde drin oder haben ihr Grün abgeworfen. Bäume sehen aus wie Skelette und überall ist Matsch und Dreck. Nicht, dass da kein Leben wäre; das Leben hört nicht auf. Es wartet vielmehr auf einen Neuanfang nach langer Zeit. Wie jedes Jahr. Im Herbst waren die Stare auf den Stromleitungen die Künder des Winters und der Kälte. Heute haben sie wieder die Baumkronen bevölkert und mir von allerlei Sachen gezwitschert. Ich hab nix verstanden. Vielleicht eines: Da draußen regt sich wieder was. Oder in mir regt sich wieder etwas.
Es passiert oft, dass ich etwas nicht mache, weil es einfach noch nicht "reif" ist. Und irgendwann und irgendwie ist es dann eben doch reif und es fügt sich wunderbar ein in das Bild meines Lebens. In den Wochen und Monaten davor hat es mich aber dummerweise so sehr belastet. Anstatt zu vertrauen, dass alles gut ist und zur rechten Zeit geschieht, denke ich, dass ich faul bin und sehe nicht, dass mein Leben mit einem guten Plan verbunden ist, den ich halt einfach oft nicht verstehe. So habe ich verzweifelt gegrübelt und das Vertrauen vergessen. Manche Sachen kann ich nicht alleine machen. Zum Beispiel sollten schon seit Jahren Bäume gefällt werden, weil sie zu groß sind oder Schatten werfen, wo andere Pflanzen Sonne brauchen. Oder weil sie auf etwas Zerbrechliches fallen können, wenn sie von einem Sturm gefällt werden. Manchmal flüstert eine beruhigende Stimme in mir, dass sich das alles fügen wird. Und manchmal schaffe ich es, das, was getan werden muss, einfach im Sinne dieser inneren Stimme mit einem inneren Frieden ruhen zu lassen. Zurzeit schlachte ich wieder. Nicht gerade mein Lieblingshobby. Ich habe es lange vor mir hergeschoben. Das hat nichts mit Faulheit zu tun, obwohl mir sehr bewusst ist, dass wir nur sehr kleine Wiesenflächen haben; und wenn sich unsere Schafe immer mehr vermehren, dann werden es zu viele Schafe für die kleine Wiesenfläche. Also muss ich einfach einmal im Jahr das Messer wetzen. Aber wer tötet schon gerne Tiere? Also schiebe ich das vor mir her, obwohl ich weiß, was in meinem Jahresplan steht. Und dann, ganz plötzlich, ist ein innerer Freiraum entstanden. Wenn ich dann schlachte, wie zurzeit, dann ist es das Natürlichste von der Welt geworden, vielleicht, weil es in mir "reif" geworden ist. Ich mach es einfach. Manchmal geht das auch anders. Letztes Jahr zum Beispiel hat uns ein Bauer erlaubt, dass wir die Schafe im Winter auf seiner Wiese weiden lassen dürfen. Einfach so. Ich bin ja gespannt, wie das dann mit den Bäumen wird, die gefällt werden müssen. Jedenfalls setze ich mich nicht unter Druck – sondern versuche zu vertrauen. Grad sieht der Garten noch nicht so richtig schön aus. Aber Bettina lässt sich von der tristen Ödnis nicht abschrecken, trotzdem im Garten zu wüten. Sie hat die sonnigen Märztage genutzt, um eine wunderschöne Kräuterspirale zu machen.
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